FR, 19. Mai 2017

Da Berrer
"Ausgepopt"

Kabarett , Kobleder
Einlass: 19:30, Beginn: 20:00

Aufgrund des großen Erfolgs im März wird der Mettmacher "Da Berrer" sein Kabarett Programm "Ausgepopt" noch zwei mal im Mai zum Besten geben. 

Ausgepopt! „Ich weiß nicht, was es hier zweideutig zu verstehen gibt, der Name ist eindeutig eine Anspielung auf Austropop und sonst nix“ – ob man dem Berrer hier Glauben schenken darf? Von Zweideutigkeiten soll er ja nicht viel halten, behauptet er zumindest... Klar ziehen sich Austropop- Parodien wie ein roter Faden durch das Programm, das aus insgesamt 4 größeren Blöcken besteht, aber ob es nicht vielleicht doch noch etwas anderes mit dem Wort „Ausgepopt“ auf sich hat? Gut, die Einleitung startet schonmal austropoppig mit: „Liebts mi“ („Zwickts mi“). Hier werden sozusagen die Verhaltensregeln für den restlichen Abend – für während und vor allem nach der Vorstellung – ausgegeben, offenbar hat Da Berrer etwas Angst vor zu viel Fan-Liebe... „Ausgepopt, liebe Stalker“, könnte man bereits an dieser Stelle eigentlich notieren, aber gut, lassen wir das mal so stehen. Los geht’s dann offiziell mit dem ersten Block: Heimatkunde. Haben Sie gewusst, dass die Innviertler historisch gesehen eine bayrische Minderheit in Oberösterreich darstellen, ähnlich wie die Kärntner Slowenen, nur eben ohne zweisprachige Ortstafeln - obwohl diese wie zum Beispiel im Fall von Saiga Hans (St. Johann am Walde) dringend nötig wären? Nein? Keine Angst, denn gleich zu Beginn des Programms werden in einem kleinen Innviertel-Crashkurs sämtliche Sprach- und Kulturbarrieren vorsorglich abgebaut und so nebenbei erfährt man etwas über den Ort, wo Da Berrer aufgewachsen ist. Eine Innviertler Liebesromanze darf natürlich auch nicht fehlen, aber wie diese wohl endet? Der Name „Ausgepopt“ lässt es erahnen... Im Block zwei wird es privat: Dort ist Da Berrer (zu den Klängen von Seiler und Speer) nämlich etwas unter die Räder der Emanzipation gelangt. Anfangs wehrt er sich noch gegen die Hausarbeit „I spül ned“ (I wü ned), seit ihn seine Freundin allerdings zum Sitzpinkler gemacht hat - „Wannst amoi nu danebn brunzt...“ (Ham kummst) - scheint sein Widerstand gebrochen. Geblieben ist ihm einzig der stille Protest, weshalb er seit diesem Vorfall ausschließlich im Sitzen auftritt. Er plaudert zwar nicht viel aus dem intimen Nähkästchen, aber das was er so erzählt, fällt doch irgendwie eindeutig unter die Kategorie „Ausgepopt“... Der Name scheint also doch irgendwie Programm zu sein. Block drei steht nun ganz im Zeichen des Austropop: Das Programm hätte wohl Ausschlag geheißen, hätte Da Berrer nicht noch rechtzeitig die Kurve vom Schlager zum Austropop gekriegt - ein gewisser Andreas G. soll dabei eine entscheidende Rolle gespielt haben - aber das wird ihnen Da Berrer vermutlich ohnehin selbst ausführlich erklären. Eine grundsätzliche Affinität zu Musikern mit Alkoholproblemen und privaten Exzessen ist ihm allerdings nicht abzusprechen (Austropop Alkohol Medley). Seien wir also froh, dass er sich für Austropop und nicht Schlager entschieden hat, wollen wir aber auch nichts verschreien, es soll ja Künstler geben die mehr als nur ein Programm schreiben... Block vier: Wie es ist, Da Berrer zu sein. Wer bis hierhin gut aufgepasst hat, kann vielleicht nachvollziehen warum Da Berrer ist wie er ist und dass er so manches einfach ein klein wenig anders sieht als die Mehrheit. Umso mehr musikalisch umrahmte Kurzgeschichten Da Berrer aus seinem Alltag erzählt, desto mehr entsteht der Eindruck, sein Leben sei eine einzige Aneinanderreihung von Missverständnissen. Von Hundebesitzern bis hin zur alleinerziehenden Mutter - mit niemandem scheint Da Berrer wirklich zu können.... Bleibt ihm also Zeit, sich wichtigen sexualwissenschaftlichen Themen zu widmen und vielleicht doch noch über die Deutung von „Ausgepopt“ nachzudenken. Eines sei vorweggenommen: Austropop ist in „Ausgepopt“ tatsächlich Programm, es gibt kaum einen Austropop Hit der vom Berrer im Programm nicht verarbeitet wurde. Und zwar auf eine geniale Art und Weise die immer irgendeine Beziehung zum Original bestehen lässt. Zur Abwechslung wird natürlich auch die eine oder andere Eigenkomposition eingestreut. Thematisch sind die Lieder und Geschichten aus dem Leben gegriffen, allerdings aus dem Leben des noch nicht zu hundert Prozent emanzipierten Berrers und in dessen oft doch etwas verschobenen Perspektive dargestellt. Fazit: 90 kurzweilige Minuten, eine gesunde Mischung aus Gesungenem und Erzähltem und viel Arbeit für die Lachmuskulatur.

https://www.youtube.com/watch?v=Nd3-Kmd7FWU